Ein Stop-Loss ist beim Trading unverzichtbar. Die Kunst ist einen Stop Loss richtig zu setzen. Vor allem bei Knock Out Zertifikaten läuft man sonst schnell Gefahr ausgestoppt zu werden. Weil mir das in letzter Zeit andauernd passiert ist, glaube ich schon fast an Manipulation. Aber ganz ruhig! Ich begebe mich auf die Suche nach einer rationalen Erklärung für die ständige Auslösung meiner Stop-Losses bei Knock Out Zertifikaten.
Stop Loss richtig setzen
Wie kann man einen Stop Loss richtig setzen, damit er nicht zu schnell ausgelöst wird?
Ich habe mich hier für 10% entschieden. Bei Knock-Out-Zertifikaten mit einem 10er-Hebel bedeutet das allerdings nur eine Kursbewegung von 1%. Das ist auch ok, da ich mich schnell von schlechten Positionen trennen will.
Ex-Hedge-Fond-Manager Florian Homm erklärte in einem seiner Videos, dass er ohne Hebel spätestens bei -20% aussteigt.
“20% war die absolute No-Go-Grenze. Du hast 20% verloren, bist du out!”
Florian Homm im Video “Kleines Konto groß traden…” [7:58]
Im Video erklärt er auch anschaulich warum, ein Stop-Loss von maximal 20% am meisten Sinn macht.
“Ein Verlust von -20% kann mit einer Steigerung von +25% wieder aufgeholt werden.
Sobald der Verlust aber größer wird und z.B. -50% erreicht, braucht man schon einen Anstieg von +100%, um wieder auf 0 zu kommen. Deswegen bietet ein Stop-Loss bei 20% ein vertretbares Chancen-Risiko-Verhältnis.”
Stop Loss bei Knock Out Zertifikaten: Gefahr oder sinnvoll?
Bei Knock-Out-Zertifikaten kann man je nach Größe des Hebels auch eine höhere Volatilität erwarten.
Ein Stop-Loss von 20% kann hier schnell zu wenig sein, wenn das Hebelzertifikat z.B. den Faktor 10 besitzt.
Da wir hier aber im Tages- oder Wochenbereich handeln, kommt nicht gleich zu so großen Schwankungen.
-1% bei einer Aktie entspricht -10% beim Knock Out Zertifikat. -2% entsprechend meinen -20%, die ich als Stop-Loss setze. Diese Schwankung ist im Tagesverlauf jederzeit möglich.
Allerdings passiert das in letzter Zeit in sehr kurzer Zeit, obwohl meine Trading-Idee scheinbar richtig war und der Kurs innerhalb kurzer Zeit auch wieder die Gewinnzone erreicht – allerdings ohne mich, weil ich ja dank Stop-Loss mit -20% Verlust verkaufen musste.
Video: Aktuelle Aktien-Analyse in unserem YouTube-Kanal
Hall of Shame: Teure Stop-Loss-Auslöser in Serie
Eine Gallerie von ausgelösten Stop-Losses allein in den letzten paar Tagen folgt!
Gefühlt wurde jeder Stop-Loss, den ich gesetzt habe ausgelöst und brockte mir einen Verlust von -20% ein, während der Kurs am Tagesende in der Gewinnzone gelandet wäre.
150 Euro weniger dank Stop-Loss bei Amazon-Zertifikat
Meinen Stop-Loss für das Amazon-Zertifikat HR9RQQ setzt ich bei 2,65 und damit fast 10% unter meinem Kaufkurs von 2,90 Euro.
Dieser Wert führte dazu, dass die Stop-Loss-Order ausgeführt wurde und meine Anteile mit -20% Verlust verkauft wurden.
Es dauert keine 10 Minuten, bis der Stop-Loss-Kurs wieder überschritten war.
Seitedem ging es schnurstracks nach oben bis 3,60 Euro.
Ohne Stop-Loss hätte ich statt -10% Verlust (bzw. -66 Euro) hätte ich hier bisher +24% und +91 Euro haben können. Ein Unterschied von rund 150 Euro. Und Amazon steigt natürlich weiter und weiter. Nur ohne mich.
BionTech Stop-Loss trotz 50%-Puffer ausgelöst
Beim BionTech-Zertifikat wurde der Stop-Loss bei 1,55 gesetzt und damit mehr als 50% unter dem Kaufpreis von 3,20 Euro. Ich wollte das Zertifikat endlos halten. Doch da hatte ich nicht mit dem Stop-Loss gerechnet!
Dieser wurde wieder kurz ausgelöst und anschließend stieg der Kurs des BionTech-Zertifikats wieder.
Stop-Loss-Fehler bei Vinci-Aktie [66% weniger]
Das Knock-Out-Zertifikat HB1KFG auf die Vinci-Aktie mit Hebel 10 habe ich am 14.12.2021 für 0,91 Euro pro Stück gekauft.
Den Stop-Loss setzte ich dummerweise nur auf 10%.
Dieser wurde am 20.12. ausgelöst. Es war der kurzzeitige Tiefpunkt.
Danach ging es schnurstracks nach oben.
Am Ende des Tages war der Kurs bereits bei 1,10 Euro und damit +20% höher als bei meinem Kauf.
Nach einer Woche war der Kurs sogar bei 1,42 Euro. Das wären 56% Gewinn.
Wegen dem Stop-Loss hatte ich allerdings -10% Verlust. Ein Unterschied von 66%.
Stop-Loss-Fehler bei Aixtron kostet 57% Rendite
- Knock-Out-Zertifikat auf Aixtron-Aktie (HR7RRJ)
- Hebel 10
- Kauf am 20.12. Für 1,80
- Um 12 Uhr bei 1.60 verkauft. (-10%)
- Tagesclose 2.10 (+16%)
- 1 Woche später 2.65 (+47%)
Statt 47% Gewinn habe ich wegen des Stop-Losses einen Verlust von -10%. Ein Unterschied von 57%!
Stop Loss Fehler bei Deutsche Post Aktie -95% weniger!
Am Tagesende lag der Kurs bereits wieder bei 0,53. Nach einem Monat hätte ich bei 0,99 Euro einen Gewinn von +73% gehabt. Ein Unterschied von ca. 95%!
- Kauf 0,57
- SL 0,50 am 3.12.
- Tagesclose 0,53
- Heute 0,99
STOP LOSS FEHLER BEI BASF -68%
Ich musste die BASF Knock-Out-Zertifikate mit einem Verlust von -12% verkaufen.
Hätte ich die Zertifikate einen Monat lang ohne Stop-Loss gehalten, läge mein Gewinn bei +56%.
Stand 28.12.2021 war das Zertifikat bei 0,50 Euro.
- Kauf 0,32
- Stop 0,28 am 15.12.
- Heute: 0,50
ÜBELSTER STOP-LOSS: PFIZER!
Das Zertifikat auf die Pfizer-Aktie hatte ich Anfang Dezember zum Preis von 0,28 Euro pro Stück gekauft.
Zwar konnte ich damit fast 100% Gewinn machen, als der Stop-Loss bei 0,51 ausgelöst wurde, allerdings wären in der Spitze viel mehr drin gewesen, da das Zertifikat bis über 1,00 Euro kletterte und aktuell immerhin noch 0,75 Euro wert wäre.
Somit sind mir weitere 85% durch die Lappen gegangen wegen eines übertriebenen Stop-Losses.
- 0,28 gekauft
- 0,51 Stop Loss (+82%)
- 0,50 Tagesclose
- Top: 1,00
- Heute 0,75 (167%
Covestro Stop-Loss-Fehler kostet 97% Rendite
Entgangene Rendite von 97%. Verf*ckte Schei*e!
Wie kann das sein?
Das Phänomen ist nicht neu! Begeben wir uns mal auf Erklärungssuche!
Stop-Loss-Gefahr: Runde Zahlen!
Jetzt könnte das Auslösen des Stop-Losses an der naturgegebenen Volatilität von Knock Out Zertifikaten liegen. Jedoch ist es erstaunlich, wie genau der Kurs immer genau meinen Stop-Loss “trifft” und wieder steigt.
Der historische Kursverlauf zeigt bestimmte psychologische Kursmarken, bei denen Investoren oft aussteigen. Insbesondere bei Hebelprodukten ist es wichtig, dass Anleger die Reißleine tatsächlich rechtzeitig ziehen, wenn sich die Kurse nicht wie erwartet entwickeln. Ansonsten droht der Totalverlust des Einsatzkapitals.
Matthias Hüppe (Derivate-Experte der HSBC)
Genau das tue ich ja! Erst bei 10%, dann bei 20%. Das ist auch vollkommen richtig und Ok. Nur setze ich den Stop-Loss nicht bei psychologischen Kursmarken.
Mein Stop-Loss begrenzt keinen Verlust, sondern sorgt für Verlust, weil er ausgelöst wird und der Kurs dann sofort wieder stark steigt.
Die Schlauberger vom Online-Broker Lynx plädieren mit erhobenem Zeigefinger für die Charttechnik als Grundlage für den Stop-Loss.
Der Stoppkurs liegt idealerweise an dem Punkt, dessen Unterschreiten es aus charttechnischer Sicht wahrscheinlich macht, dass der Kurs danach weiter fällt.
Lynxbroker
Das macht absolut Sinn und lernt jeder Trader in der ersten Lektion jedes Buches.
Das Problem dabei ist:
Ich habe meinen Stop-Loss-Kurs individuell von meinem Kaufpreis auf genau 20% festgelegt.
- Keine runde Zahl
- keine historische Support & Resistance Zone
- keine planbare Überschneidung mit vielen anderen Tradern
Irgendwer muss wissen, wo mein Stop-Loss liegt!
Stop Loss Fishing / Stop-Killer – Manipulation?
Es ist extrem ärgerlich, wenn ein Kurs nur kurz einbricht, den Stop-Loss auslöst und und wieder steigt.
Dieses Dilemma ist mir in letzter Zeit sehr oft passiert, so dass ich langsam paranoid werde und eine Manipulation vermute.
Ich habe dann meine Stop-Losses auf -20% vom Einstiegskurs gesetzt.
Wie von Zauberhand fiel der Kurs der Knock-Out-Zertifikate mehrmals nur wenige Sekunden genau in diesen Bereich.
Ein paar Sekunden reichten um den Stop-Loss auszulösen und meine Zertifikate mit -20% Verlust zu verkaufen.
Besonders ärgerlich, wenn der Kurs anschließend in Sekunden wieder steil steigt und sogar über meinem Kaufpreis landet.
Es gibt das Gerücht vom Stop-Loss-Fishing. Das ist die Bezeichnung dafür, dass große Investoren (Stop-Killer) mittels Computer-Algorithmen die kleinen Anleger aus dem Markt drängen, in dem sie den Kurs an gewisse Schwellen treiben.
Dieses Phänomen erklärt die Webseite Der-Privatier am besten und bestätigt meinen Verdacht:
Heutzutage geschieht die Zuordnung von Kauf- und Verkaufsaufträgen meistens vollautomatisch durch Computer-Programme. In einem wenig liquiden Markt liegen nun Geld- und Brief-Kurse weit auseinander, so dass kein Handel zustande kommt. Das Programm eines Marketmakers kann nun aber feststellen, dass jemand mit einer Stopp-Loss Order zu einem sehr günstigen Kurs verkaufen müsste, wenn sich denn der Kurs in diese Richtung bewegen würde. Wenn die Abweichung nun nicht allzu dramatisch ist, kann der Marketmaker (die Software) in Bruchteilen von Sekunden einen schnellen Handel mit sich selbst zu diesem Zielkurs machen. Damit wird das Limit ausgelöst. Der Marketmaker sammelt die billigen Papiere ein und anschließend stehen Geld- und Brief-Kurs wieder wie vorher. Und der Market-Maker hat billig eingekauft.
DIE LÖSUNG: VERWENDE KEINEN STOP-LOSS
Ich habe aus diesen schmerzhaften Verlusten für mich folgende Schlüsse gezogen:
- meine Strategie ist gut
- ich verlängere meinen Anlage-Horrizont auf mindestens 2 Tage
- ich entscheide am Tagesende, ob ich eine Position verkaufen
- ich verwende KEINEN STOP-LOSS mehr.
Radek Vegas ist ein erfahrener Autor, der ein Studium in Germanistik absolviert und als Videoproduzent gearbeitet hat. Seit einem Jahrzehnt widmet er sich intensiv dem Online-Marketing und hat zu zahlreichen seiner Hobbys Webseiten und YouTube-Kanäle erstellt. Im Jahr 2020 begann er, sich im Bereich Finanzen weiterzubilden, und gründete die Webseite Trendbetter.de sowie den dazugehörigen YouTube-Kanal. Sein Ziel ist es, seine Erkenntnisse gebündelt an einem Ort zu sammeln, um anderen dabei zu helfen, von seinem Wissen zu profitieren.
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