Gary Kelly, CEO der US-Billig-Fluggesellschaft Southwest, sagte letzten Monat, es könne 10 Jahre dauern, bis sich der Geschäftsreiseverkehr vollständig erholt.
Wenn du also jetzt eine Aktie einer Fluggesellschaft kauen willst, dann bedenke, dass sich das Risiko für diese Unternehmen zwar verringert hat, die Kursanstiege aber noch Jahre entfernt sein könnte.
Vor allem, nachdem der Branchenverband IATA jetzt eine deutlich schlechtere Prognose für 2021 abgegeben hat, als die vor wenigen Woche schon nicht gerade optimistische Schätzung.
Droht den Aktien von Fluggesellschaften der (nächste) Absturz?
Wir werfen einen Blick darauf, welchen Flugzeug-Aktien der Absturz an der Börse droht und welche über die Krise hinwegfliegen könnten.
Branchenverband IATA hat laut dpa-AFX ein deutlich verschärftes Szenario vorgestellt.
Der Luftverkehr werde sich 2021 nur sehr langsam erholen.
Es wird erwartet, dass man nur 38 Prozent des Vorkrisen-Niveaus erreicht,
Eigentlich hatte der Verband nach dem Corona-Schock von 2020 damit gerechnet, das Fluggeschäft in diesem Jahr auf etwa die Hälfte des Niveaus von 2019 hochfahren zu können.
Auf der Investment-Seite Fool.com war am 28.11.2020 die Rede von “Luftfahrtaktien heben ab.”
Realitätsferner Planungsfehler.
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Wer denkt aktuell im härtesten Lockdown an einen Sommerurlaub?
Einige der größeren Fluggesellschaften verbrennen täglich über 40 Millionen Dollar.
Staatshilfen, Reisebeschränkungen, Quarantäne. Neue Schulden in Millarden Höhe ohne Chance auf schnelle Tilgung.
Die Aktien von Fluggesellschaften sind ganz klar unter den Verlierern der Corona-Krise.
Dennoch wird an der Börse schon lange spekuliert, dass einige Flugzeug-Aktien schnell wieder durchstarten.
Aber nicht jede Fluggesellschaft wird sich in gleichem Tempo erholen
Die Regierungen könnten zudem dazu neigen, erst beim Erreichen der sogenannten Herden-Immunität gegen die Krankheit Covid-19 die Grenzen wieder zu öffnen.
IATA fordert Fliegen mit Impf- und Testnachweisen ohne Quarantänen
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Für weite Teile der Welt sei die Herdenimmunität frühestens im Jahr 2022 zu erwarten. In manchen Teilen sogar erst 2023, wenn überhaupt.
Für die EU soll bis September 2021 eine Herdenimmunität erreicht sein.
Das ist Wunschdenken. Und vielleicht ein weiterer Planungsfehler.
Langstrecken-Flüge werden sich zudem langsamer erholen als Kontinentalflüge, was den Big Playern zu schaffen machen dürfte.
Nach den Eurocontrol-Daten gab es am 1. Februar 66 Prozent weniger Flüge als vor einem Jahr – fast nur noch Frachtmaschinen.
Das Sitzangebot lag 75 Prozent unter dem Vorjahres-Niveau!
Fast zwei Drittel (61 Prozent) der Flotte stand am Boden.
Weitere Impf-Verzögerungen und neue Viruswellen könnten die Situation weiter verschlechtern. Wahrlich kein Grund für bullischen Optimismus an der Börse!
Dann rechnet man im Juni nur mit 30 Prozent der Flüge, die vor Corona gebucht wurden.
Nach einer Analyse des «Capa Centre for Aviation» ist der Flugverkehr in Europa noch schwerer getroffen als anderswo.
In den 54 Ländern der Europa-Region sei Ende Januar nur 56 Prozent der Flotte im Einsatz gewesen,
Verglichen mit einem globalen Durchschnitt von 65 Prozent.
Weltweit waren im vergangenen Jahr nur 1,8 Milliarden Menschen im Flugzeug unterwegs.
2019 waren es noch 4,5 Milliarden.
So wenig wie zuletzt vor mehr als 15 Jahren.
Zuletzt waren weltweit 2003 weniger Passagiere gewesen, damals knapp 1,7 Milliarden.
Die geflogenen Passagierkilometer gingen auf das ganze Jahr gesehen um fast 66 Prozent zurück.
Für den Monat Dezember betrug der Rückgang sogar 70 Prozent.
Wie schlagen sich die Aktien von Fluggesellschaften?
Lufthansa
Dass sie Lufthansa-Aktie bei rund 10 Euro steht ist blanker Hohn, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen ohne den deutschen Staat vielleicht Geschichte wäre.
Der Tiefstand von Lufthansa war nicht wie bei den meisten anderen Unternehmen im März 2020, sondern erst im Oktober 2020.
Der Stand von 7 Euro war auch nur knapp die Hälfte des Vor-Corona-Werts von 15,47 Euro.
Das passt alles nicht wirklich zusammen. Die Wette auf die neue deutsche Staats-Airline finde ich fast schon albern.
Ich wünsche Lufthansa und vor allem den Mitarbeitern das Beste! Die Aktie würde ich aber nicht mal geschenkt wollen.
TUI
Ähnlich siehts bei TUI aus. Hier hat ebenfalls der Staat Milliarden reingepumpt, um die vielen Arbeitsplätze zu retten.
Dabei beträgt die Marktkapitalisierung gerade mal 4,3 Milliarden.
Sieht nicht nach so einem guten Deal für uns Steuerzahler aus.
Bis November 2020 war die Tui Aktie für 2 Euro zu haben und hat in den letzten drei Monaten 100% zugelegt. Wohl dem, der damals zugegriffen hat. Ob es noch weiter nach oben geht, ist fraglich. Vor allem, weil auch die Kreuzfahrt-Sparte mittelfristig stark in Bedrängnis gerät, da man hier nicht das nötige Kapital zur umweltschonenden Umrüstung zur Seite gelegt hat.
Ryan Air
Der irische Billigflieger war im zweiten Halbjahr 2019 nach mehreren Jahren Abwärtstrend [1] zum Überfliegen geworden und hat nach dem Tiefststand im August 2019 [2] bis zur Corona-Krise einen Aktienwert von 16,30 Euro erreicht [3].
Wäre dieser Aufwärtstrend weitergegangen, wenn Corona nicht gekommen wäre? Viele Anleger denken scheinbar: JOA, SISCHALISCH!
Denn anders ist der Aktienstand im Januar 2021 [4] nicht zu erklären.
Die Ryanair-Aktie war allen Ernstes auf 17 Euro geklettert und damit höher als vor der Corona-Krise. Mir ist schon klar, dass das an der Börse passieren kann, aber gut finden muss man das nicht.
Denn wie war denn das Geschäftsjahr 2020 von Ryanair? Und wie sind die Aussichten für 2021? Was rechtfertigt diesen Kurs? Blödheit? Naivität? Oder langfristiger Glaube daran, dass immer irgendwelche Proleten nach Mallorca geflogen werden müssen?
Fakt ist, Ryanair macht im Geschäftsjahr 2020 / 2021 eine Milliarde Euro Verlust.
Kein Wunder bei nur noch rund 30 Millionen Fluggästen. Im Dezember hatte das Unternehmen 8,1 Millionen Fluggäste.
78 Prozent weniger Fluggäste als vor einem Jahr.
Ryan Air im Dezember 2020
Ich bin als Student auch mal mit Ryanair geflogen und habe mir schon damals geschworen, dass ich lieber gar nicht mehr fliege, bevor ich das nochmal mache.
Deswegen würde ich auch nie eine Aktie davon kaufen, auch, wenn sich das Unternehmen in den letzten Jahren stark entwickelt hat.
Den Kurs verstehe ich aber nicht.
Aktien von amerikanischen Fluggesellschaften kaufen?
Southwest Airlines, mit der gesündesten Bilanz der Branche
Southwest nutzt die Krise mit aggressiver Expansion. Die Airline steht in Verhandlungen mit Boeing und will Flugzeuge günstig abnehmen, die andere Fluggesellschaften sich nicht mehr leisten können.
So kann sich Southwest einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, wenn es eine Rückkehr zur Normalität geben sollte.
Vor Corona lag die Southwest-Aktie bei rund 55 Euro.
Seit dem Tiefststand im Mai von 20,98 Euro klettert die Aktie langsam aber konstant auf jetzt 38,56 Euro.
Delta Air Lines
Delta gilt als Trendsetter hat in den vergangen Jahren mit kreativer Preisstrategie die Rendite gesteigert.
In Pandemie-Zeiten konnte Delta bei den Kunden punkten, indem Sitze zur Wahrung des Abstandes blockiert wurden.
Seit dem Tiefststand der Delta-Aktie im Mai von 16,38 Euro hat sich das Papier mittlerweile verdoppelt.
American Airlines
American Airlines trifft es faustdick.
Laut DPA-AFX machte AA 2020 einen Verlust von fast 9 Milliarden US-Dollar.
Der Umsatz betrug 2019 nur noch 17,3 Milliarden US-Dollar. Was für viele Unternehmen unfassbar viel wäre, ist für American Airlines 62% weniger als 2019!
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Fazit zu den Aktien der Fluggeselschaften
Angesichts der seit Monaten extrem schlechten Wirtschaftslage und dem pessimistischen Ausblick für 2021 sind die Kurse auf alle Fluggesellschafts-Aktien für meinen Geschmack überbewertet. Ich würde maximal auf fallende Kurse bei Lufthansa (mittelfristig) und Ryanair (kurzfristig) setzen.
Radek Vegas ist ein erfahrener Autor, der ein Studium in Germanistik absolviert und als Videoproduzent gearbeitet hat. Seit einem Jahrzehnt widmet er sich intensiv dem Online-Marketing und hat zu zahlreichen seiner Hobbys Webseiten und YouTube-Kanäle erstellt. Im Jahr 2020 begann er, sich im Bereich Finanzen weiterzubilden, und gründete die Webseite Trendbetter.de sowie den dazugehörigen YouTube-Kanal. Sein Ziel ist es, seine Erkenntnisse gebündelt an einem Ort zu sammeln, um anderen dabei zu helfen, von seinem Wissen zu profitieren.
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