In diesem Artikel erklären wir dir, wie du die RSI Strategie zum Trading von Aktien nutzen kannst. Wir testen verschiedene RSI-Strategien und schauen, welche am profitabelsten ist.
WAS BEDEUTET RSI?
RSI steht für “Relative Strength Index” und zeigt auf einer Skala von 0 bis 100 die relative Stärke eines Aktienkurses in einem bestimmten Zeitpunkt an.
Ein hoher RSI bedeutet, dass der Aktienkurs in einem wählbaren Zeitfenster gestiegen ist. Ein niedriger RSI bedeutet, dass der Aktienkurs langsamer steigt oder gefallen ist.
Die Richtungsänderung des RSI wird von Tradern als Zeichen dafür gewertet, dass die Kursbewegungen in dieselbe Richtung gehen könnten. Der Oszillator ist in diesem Szenario ein Frühindikator für den Kurs.
Der Erfolg einer RSI-Strategie hängt von zwei Faktoren ab:
- RSI-Wert
- Periode
- Stop-Loss
Welche RSI-Werte eignen sich als Indikatoren?
Ein RSI-Wert von 70 gilt als Indikator dafür, dass eine Aktie überkauft ist und damit eine Kurskorrektur bevorstehen könnte.
Ein RSI-Wert von 30 gilt als Indikator, dass eine Aktie unterkauft ist und ein Anstieg bevorstehen könnte.
Im Trading von Aktien gibt es unterschiedliche RSI-Strategien, bei denen auch andere RSI-Werte als Indikatoren für einen Kauf oder Verkauf verwendet werden. Statt 70/30 verwenden manche RSI-Strategien auch 80/20 oder 90/10.
Welche RSI-Periode sollte man wählen?
Den RSI misst man in einem freiwählbaren Zeitabschnitt (Periode). Eine Periode ist in der Regel ein Tag, kann aber auch anders festgelegt werden z.B. 1h (eine Stunde) oder 5 Minuten.
Der Entwickler des RSI, J. Welles Wilder Jr., empfiehlt die Verwendung des 14-Perioden-RSI.
Aber auch andere RSI-Einstellungen können sich für den Handel eignen, je nachdem, ob man mit Devisen, Kryptowährungen oder anderen Finanzmärkten handelt und in welchem Zeitrahmen man handelt.
Video: Aktuelle Aktien-Analyse in unserem YouTube-Kanal
In seinem Buch “New concepts in technical trading systems” verwendet Wells Wilder nur Handelsstrategiebeispiele mit dem 14-Perioden-RSI. Obwohl andere RSI-Einstellungen sicherlich möglich und potenziell profitabel sind, sollten wir uns, da Wilder den Indikator entwickelt hat, die Zeit nehmen, um festzustellen, warum er glaubt, dass sein Indikator am besten mit 14 Perioden eingestellt ist.
Erstens sind 14 Perioden wie zwei Wochen oder ein halber Monat. Obwohl die Märkte in der Regel nicht 7 Tage pro Woche geöffnet sind, so dass 14 Perioden nicht zwei Wochen entsprechen, hat dieser Zeitrahmen eine gewisse Grundlage in der Natur, die sich auf die Zeit bezieht, die der Mond braucht, um die Erde zu umrunden. Diese natürlichen Phänomene wie die Fibonacci-Folge wirken sich auch auf die Handelsmärkte aus.
Wilder schreibt in seinem Buch, dass er mehrere Zeiträume getestet und festgestellt hat, dass 14 Zeiträume für seinen Swing-Trading-Stil am effektivsten sind, wenn er Charts mit täglichem Zeitrahmen verwendet. Die von ihm gewählten Einstellungen für die technischen Indikatoren basierten also auf echten Erkenntnissen aus seinem Daytrading.
Bei vielen Online-Plattformen wird der “RSI 14” angegeben, was den Kursverlauf der letzten 14 Tagen in einer Zahl widerspiegelt.
Bei Verwendung eines kürzeren Zeitrahmens, z. B. 5 Perioden, erreicht der RSI häufiger Extremwerte (über 70 oder unter 30). Umgekehrt erreicht der RSI-Indikator bei einem längeren Zeitrahmen seltener Werte über 70 oder unter 30.
Welchen Stop-Loss sollte man als Ziel haben?
Kaufsignale erkennen ist gut und schön. Aber es nützt nichts, wenn man den Zeitpunkt für den Verkauf verpasst.
Für den richtigen Verkaufszeitpunkt muss das perfekte Chancen-Risiko-Verhältnis für die jeweilige Strategie gefunden werden. Das ist sehr viel von individuellen Tests abhängig.
Dabei muss man auch überlegen, wann es Sinn macht sich von verlustreichen Positionen zu trennen oder zu hoffen, dass der Aktienkurs noch die Kurve kriegt.
Ist ein hoher RSI gut oder schlecht?
Einige Trendfolgestrategien verwenden einen hohen RSI-Wert als Zeichen für weitere Käufe. In diesem Fall wird der RSI jedoch nicht als Auslöser für den Einstieg in einen Handel verwendet, sondern als Richtschnur für die Richtung des Trends.
Einige erfolgreiche Daytrader haben eine Möglichkeit gefunden, die Genauigkeit von Kauf- und Verkaufsauslösern durch den RSI zu erhöhen, indem sie die Definition von überverkauft und überkauft auf die Werte 20 und 80 oder auch andere Werte ändern. Natürlich erreicht der Kurs diese Extremwerte seltener als 30 und 70 und bietet somit theoretisch die zuverlässigsten Handelssignale. Der größte Nachteil bei der Verwendung von 20 und 80 für den RSI ist, dass man dadurch einige potenziell gute Handelsmöglichkeiten verpasst.
VERSCHIEDENE RSI-STRATEGIEN IM TEST
Wir können verschiedene RSI-Einstellungen auf verschiedene Aktien mit Tradingview.com testen. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine Handelsmethode, bei der man den Dip kauft und den Rip verkauft.
Ich wende diese RSI-Strategien nicht auf Daytrading an, sondern handle mit Knock-Out-Zertifikaten über Broker wie OnVista und Traderepublic.
Hier zeigt mir der RSI, wann ich Zertifikate kaufen sollte.
Das Shorten von Aktien über Hebel-Zertifikate habe ich aktuell eingestellt, weil es in einem Aufsteigenden Gesamtmarkt zu gefährlich ist auf fallende Kurse zu setzen. #Crashprophet
Sollten die Crashpropheten Recht haben (und irgendwann wirds einen Rücksetzer geben), dann kann man immer noch spontan reagieren, wenn die Kurse sich auffällig entwickeln. Dann hat man vielleicht den ersten Tag verpasst, aber eine Krise dauert normal länger als einen Tag.
Hier wollen wir jetzt die verschiedenen RSI-Strategien testen. Los geht’s!
RSI14-Strategie
Keep it simple! Wir nehmen den RSI14-Indikator auf Tagesbasis (1d). Damit wird der Relative Strength Index einer Woche angezeigt.
Wir kaufen immer am Tagesende, idealerweise zum Börsenschluss um 17 Uhr oder 15 bis maximal 30 Minuten vorher.
Wenn der RSI14-Wert unter 30 ist, kaufen wir Long-Knock-Out-Zertifikate mit einem 10er-Hebel.
Wenn der RSI14-Indikator über 70 einen Tag abschließt, kaufen wir Short-Zertifikate mit 10er-Hebel.
Verkauft wird, wenn der Kurs sich an einem Tag mehr als 1% in die falsche Richtung entwickelt.
Beispiel zur RSI14-Strategie der Merck-US-Aktie.
Die Aktie des amerikanischen Pharmakonzerns Merck ist Stand 03.01.2021 ein Short-Kandidat für die RSI14-Strategie, weil der Kurs am letzten Handelstag extrem in die Höhe geschossen ist und der RSI14-Wert bei 77 liegt.
Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit, wie zuverlässig ein Short der Merck-Aktie bei einem RSI14-Wert über 70 gewesen wären.
- Das letzte Mal, als die Merck-Aktie einen RSI14-Wert über 70 hatte war am 5. März 2021. Hier hätten wir ein Short-Knock-Out-Zertifikat mit Hebel 10 gekauft.
- Der Kurs fiel am ersten Tag, stieg aber dann wieder. Allerdings stieg die Aktie weniger als 1% innerhalb eines Tages, deswegen hätten wir das Zertifikat gehalten.
- Der Kurs fiel weiter und stieg dann innerhalb eines Tages um mehr als 1%. Deswegen hätten wir nach vier Handestagen verkauft mit einem Gewinn von rund 1%, was mit einem 10er Hebel einen Gewinn von +10% bedeutet hätte.
Jetzt ist dieses eine Ereignis weder beeindruckend noch aussagekräftig, soll nur zeigen, wie die RSI14-Strategie an einem Beispiel funktionieren würde.
Wir untersuchen also den Kursverlauf der Merck-Aktie rückwirkend auf weitere RSI14-Werte über 70 und kommen auf ernüchternde Werte, wenn wir nach der obigen Strategie gehandelt hätten. Denn zwischen 26.7.2018 und 3.9.2018 war der RSI14-Wert der Merck-Aktie mehrere Tage über einem Wert von 70. Der Kurs machte aber keine Anstalten zu fallen. So hätten wir beinahe täglich die 1%-Marke überschritten und das Zertifikat verkauft und so einen Verlust angesammelt.
- -1.53%
- -1,63%
- -1.00%
- -1.27%
- -0.93%
- -1.41%
- -1.20%
- +2.21%
In der Summe -6,76% bzw. mit Hebel-Zertifikaten sogar -67,6%.
Nur mit dem letzten Trade mit dem höchsten RSI14-Wert von 81 hätten wir Profit gemacht.
Sollten wir also nur bei einem RSI14-Wert über 80 shorten?
Auch das untersuchen wir rückwirkend auf die Merck-Aktie.
- -3.08%
- -2.28%
- -0.04%
Einen RSI14-Wert über 80 gab es hier in 10 Jahren noch drei Mal. Und das war auch nicht sehr erfolgreich. Im Gegenteil.
Wir brauchen also neben dem RSI14-Wert noch einen weiteren Indikator, der uns den aktuellen Trend zeigt. Dazu nehmen wir das Exponential Moving Average mit einer Periode von 200 Tagen. Kurz: EMA200. Diese Linie zeigt an, ob der Trend der Aktie in den letzten 200 Tagen positiv oder negativ war.
Bei einem Aufwärtstrend der EMA200-Linie sollte man die Aktie also nicht shorten.
Wie sieht es aus, wenn wir bei einem Wert von unter 30 Long gehen?
Wir schauen uns die Merck-Aktie wieder an und suchen nach Dips, wenn der RSI14-Wert unter 30 gefallen ist.
Bei diesen Kursrücksetzern würden wir kaufen.
Den jüngsten Dip mit einem RSI14-Wert von 28 haben wir jüngst am 16. September verpasst. Bis heute wäre die Merck-Aktie um +15,41% gestiegen, was mit einem 10er-Hebel +154,10% Gewinn bedeuten würde. Allein das macht Hoffnung, dass wir auf dem richtigen Weg sind!
Weitere RSI14-Werte unter 30 unter Berücksichtigung des EMA200-Trends.
Trade # | Datum | Gewinn / Verlust | (Trend) | * = Erklärung weiter unten
- 8. Juni 2021: +4,31% (Abwärtstrend)
- 29. April 2021: +6.26% (Abwärtstrend)
- 9. Februar 2021: -0.30% (Abwärtstrend) **********)
- 30. Oktober 2020: +8.13% (Abwärtstrend)
- 23. März 2020: +8.08% (Abwärtstrend)
- 19. März 2020: -3.22% (Abwärtstrend)
- 28. Februar 2020: +4.38% (Abwärtstrend) RSI 20
- 17. April 2019: +4.85% (Aufwärtstrend) RSI 19
- [24. November 2017: +1.53% (Abwärtstrend)]
- 20. November 2017: -0.87% (Abwärtstrend) RSI 23 ********)
- [14. November 2017: -1.56% (Abwärtstrend) RSI 23]
- [10. November 2017: -1.61% (Abwärtstrend)]
- 30. Oktober 2017: +0.79% (Abwärtstrend) *******)
- 27. Oktober 2017: -7.37% (Abwärtstrend) *
- 24. April 2017: +1.70% (Aufwärtstrend)
- 08. Februar 2016: +0.33% (Abwärtstrend) **
- 24. August 2015: +4.05% (Abwärtstrend) RSI 25
- 16. Oktober 2014: +4.87% (Aufwärtstrend)
- 28. Oktober 2013: +7.58% (Abwärtstrend) RSI 26
- 27. Dezember 2012: +3.33% (Abwärtstrend)
- 9. August 2011: +2.52% (Abwärtstrend) RSI 20
- 4. August 2011: -6.81% (Abwärtstrend) RSI 27
- 18. März 2011: +0.84% (Abwärtstrend) ***
- 24. Februar 2011: +0.53% (Abwärtstrend) ****
- 30. Juli 2010: +0.32% (Abwärtstrend) *****
- 21. Mai 2010: +1.22% (Abwärtstrend) ******
Erklärungen zu den Trades
*) Hier war der RSI14-Wert bei 29 beim Kauf. Sank aber dann am nächsten Tag sogar auf 19. Hätte man nur bei RSI14-Werten unter 20 gekauft, wäre dieser massive Verlust erspart geblieben. Allerdings auch andere Gewinne.
**) hier sind uns durch allzu schnellen Verkauf rund +9% Gewinn entgangen. Nach einem Kursgewinn von 2% sank die Aktie für einen Tag auf nur noch +0.33% Gewinn, was mehr als 1% Verlust bedeutet und deswegen verkauft wurde. Hätte man allerdings hier nicht verkauft, wäre der Kurs in den Tagen danach um +10% gestiegen, ehe es wieder einen Rücksetzer gab. Hier wäre es besser gewesen, wenn man den vernachlässigbaren Gewinn nicht realisiert hätte und noch abwartet, ob der Kurs sich nochmal in die positive Richtung entwickelt.
***) Bei Trade #23 stellt sich die Frage, ob es nicht besser wäre einen Gewinn von weniger als 1% nicht auszahlen zu lassen und einen Verlust zu riskieren. Statt +0.84% wäre ein Gewinn von +2.66% herausgesprungen. In diesem Fall wäre es nicht so lukrativ gewesen wie im Fall bei **) aber eine Verbesserung der Profitabilität wäre es definitiv gewesen, wenn man unter einem Prozent Gewinn weiterlaufen lässt.
****) Bei Trade #24 wäre das Gegenteil der Fall gewesen. Hätten wir die +0.53% nicht auszahlen sondern weiterlaufen lassen, wäre ein Verlust von -1,17% entstanden. Das wäre auch eine Überlegung wert, ob ein Verlust von -1.17% noch weiterlaufen gelassen wird. Hier wäre das zu einem Verlust von -1.92% geführt. Dennoch kann man hier sagen, dass dieser geringe Verlust zu Gunsten anderer höherer Gewinne bei anderen Trades in Kauf genommen werden kann.
*****) Bei Trade #25 wäre durch das Laufenlassen statt +0.32% ein höher Gewinn von +4,22% entstanden.
******) Hier lag der Gewinn zwar über der 1%-Hürde, aber nur knapp. Mit dem Laufenlassen wären wir auf sensationelle +10.98% gekommen!
*******) Wenn wir uns mit dem +0.79% nicht zufrieden gegeben hätten, wären wir bei einem Verlust von -2.51% gelandet. Positiver Effekt wäre allerdings gewesen, dass die darauffolgenden Verluste von Trade #11 (-1.61%) und Trade #12 (-1.56%) darin enthalten gewesen wären und somit dieser Trade in der Gesamtauswertung nicht viel schlechter ins Gewicht fällt als eine strikte 1%-Regel.
********) Hätten wir nicht mit nur +0.87% verkauft, sondern hätten hier laufenlassen, wäre ein Gewinn von +1.44% entstanden, hätte aber den Trade #9 mit +1.53% beinhaltet.
**********) Trade #3 hätte uns einen höheren Verlust von -1.87% gegeben, was im Vergleich zu den -0.30% schon eine starke Verschlechterung ist, aber angesichts der anderen Gewinnsteigerungen absolut vertretbar ist.
Bilanz der Merck Aktie in 10 Jahren
- 26 Trades
- Gesamt +44,6%
- Rendite+1,71% pro Trade
- Mit 10er Hebel +17,10% pro Trade
- Knock-Outs: 0
Hätte man in jeden Trade 1000 Euro investiert, wären mit einer Investition von 26.000 Euro nach 10 Jahren 30.446 Euro entstanden, was einem Gewinn von 4.446 Euro entspricht.
Wenn man 2009 für 1000 Euro Merck-Aktien gekauft hätte beim Stand von 25 Euro, wäre man jetzt (03.10.2021) beim Stand von 70 Euro mit 80% im Plus und hätte aus 1000 Euro 1800 Euro gemacht.
Das wären 2600 Euro weniger als mit der RSI14-Strategie.
Mit 1.5%-Verkaufshürde
In dem wir die Verkaufshürde bei -1.5% und +1.5% gelegt hatten, haben wir bei weniger Trades einen höheren Gewinn erzielt.
- 23 Trades
- Gesamt +77,66%
- +3,37% pro Trade
- Mit 10er Hebel: +33,76% pro Trade
Nur Aufwärtstrend
Auffällig ist, dass 23 von 26 Trades einen niedrigen RSI14-Wert in einem Abwärtstrend anzeigten. Die Frage ist, ob es auch in Aufwärtstrends funktioniert.
Die 3 Trades im Aufwärtstrend (#8 / #15 /#18) wurden alle drei mit Gewinn abgeschlossen.
- 3 Trades
- Gesamt: +11,42%
- +3,80% pro Trade
- Mit 10er Hebel: +38% pro Trade
Ein hoher RSI14-Wert bei einem Aufwärtstrend hat auf so eine kleine Samplesize leider keine Aussage, scheint es aber wert zu sein genauer untersucht zu werden. Wenn allerdings nur 3 Trades in 10 Jahren zu Stande kommen, könnte diese Strategie schlechter performen als die reine RSI14-Strategie bei Werten unter 30.
Nur RSI mit 20 oder weniger
- 3 Trades
- Gesamt: +11.75%
- +3.91% / Trade
- Mit 10er Hebel: +39,10% pro Trade
Es gab nur 3 Trades mit RSI von 20 oder weniger (#7 / #8 / #21).
Alle drei wurden gewonnen, was allerdings aufgrund der geringen Datenmenge nichts aussagt. Hier brauchen wir mehr Daten. Allerdings ist es hier ähnlich, dass man viele gute Gelegenheiten für Trades auslässt, was sich also nicht unbedingt als sinnvoll herausstellt, da die Strategie mit RSI14-Werten unter 30 ja auch in der Summe sehr profitabel war.
TRENDUMKEHR ABWARTEN
Wenn man alle Aktien kauft, wenn der RSI14-Wert die 30 Punkte unterschreitet, läuft man Gefahr, dass man ins fallende Messer greift und der Abwärtstrend gerade erst begonnen hat und eine längere Zeit anhält.
Statt zu kaufen, wenn der RSI14-Wert die 30er-Linie nach unten kreuzt, empfehlen Experten zu warten, bis der RSI14-Wert die 30er-Linie wieder nach oben kreuzt und damit signalisiert, dass es wieder aufwärts geht.
Mit dem Filter “RSI14 kreuzt nach oben 30” können wir so alle Aktien filtern, die auf dieses Ereignis zu treffen.
In vielen Fällen trifft das Kreuzen der 30er-Linie auch mit einer Divergenz von Aktienkursverlauf und RSI-Verlauf zusammen, was unter Experten ebenfalls eine Trading-Strategie ist um steigende Kurse vorherzusagen.
Eine weitere Einstiegsmarke ist das Durchbrechen der 50er-Linie von unten nach oben, was als Wechsel von Abwärtstrend zu Aufwärtstrend gedeutet werden kann.
Auf unsere Merck-US-Aktie (6MK) bezogen hätte wir folgendermaßen gehandelt:
- 20.9.21: +17.03% (Abwärtstrend) läuft aktuell!
- 9.6.21: +1.83% (Abwärts)
- 29.4.21: +6.25% (Abwärts)
- 10.2.21: -2.18% (abwärts)
- 2.11.20: +5.32% (abwärts)
- 24.3.20: +6.21% (Abwärts)
- 2.3.20: -2.74% (seitwärts)
- 24.4.19: +4.37% (aufwärts)
- 28.11.17: +3.30% (abwärts)
- 25.4.17: -1.72% (auf)
- 11.2.16: -2.28% (ab)
- 1.9.15: -4.21% (ab)
- 17.10.14: +9.69% (auf)
- 29.10.13: +6.88% (seit)
- 2.1.13: +2.14% (seit)
- 11.8.11: +3.80% (ab)
- 21.3.11: +3.69% (ab)
- 28.2.11: -2.05% (ab)
- 2.8.10: -1.71% (ab)
- 24.5.10: +8.31% (ab)
- 20 Trades
- +62.2%
- 3,11% / Trade
- Mit 10er Hebel +31,10%
Grundsätzlich macht das Abwarten der Trendumkehr Sinn. Allerdings liefert es in diesem Beispiel schlechtere Ergebnisse.
Aus diesen Erkenntnissen fassen wir zusammen:
- Wir suchen Aktien, deren RSI14-Wert unter 30 war und jetzt wieder über die 30er-Linie steigt.
- Wir wählen beim Verkauf eine Gewinnhürde von mindestens 1.5%.
- Wird diese Hürde nicht übersprungen, lassen wir die Position weiterlaufen.
- Bei einem Gesamtverlust von mehr als 1% verkaufen wir.
Um Aktien für unsere RSI14-Strategie zu finden, brauchen wir nur im Aktien-Screener deiner Wahl den RSI14-Filter unter 30 einstellen. Schon spuckt das Tool wie z.B. Tradingview alle Aktien aus, die aktuell einen RSI14-Wert unter 30 haben. Diese können wir ohne mit der Wimper zu zucken kaufen.
Da die Merck-Aktie als Einzelfall noch nicht repräsentativ ist, werden wir hier in den nächsten Wochen ein Musterdepot nach diesem Schema führen und regelmäßig Updates liefern.
Folgende Musterdepots haben wir erstellt
RSI14-Werte unter 30
- Scout24
- Beiersdorf
- Zalando
- Adler
- Westwing
- Home24
- Carl Zeiss Meditec
- Kion
- Jungheinrich
- Traton
- Duerr
- BioNtech
- CureVac
- Delivery Hero
- Fuchs Petrolub
- Fielmann
- United Internet
- Enel
- Elringklinger
Schweiz
- Sulzer
- Geberit
- Abb
- Schindler
- Sig Combibloc
- SoftwareOne
- Sika
- Logitech
- Landis-Gyr
- Novartis
- Holcim
- Cembra Money Bank
- Clariant
- Reliefs Therapeutics
- Vontobel
- Galencia
Frankreich
- Dassault Aviation
- S.E.B.
- Teleperformance
- Worldline
- Bureau Veritas
- Maisons du Monde
- Biomerieux
- Saint Gobain
- Eurofins
Spanien
- Audax Renovables
- Acciones Iberdrola
- Prosegur Cash
- Endesa
- Siemens Gamesa
- Laboratorio Reig Jofre
Holland
- Eurocommercial
- JDE Peets
- Corbion
- Akzo Nobel
- Pharming Group
- Just Eat Takeaway
- BE Semiconductor
Norwegen
- Hofseth Biocare
- Asetek
- Pryme
- Scatec
Italien
- Esprinet
- Telecom Italia
- BCA Carige
- Brembo
- Buzzi Unicem
- GVS
RSI14-Wert von 20 und weniger
- Scout24
- Beiersdorf
- Schindler
- Sulzer
- Eurocommercial
- JDE Peets
- Pryme
- Audax Renovables
- Acciones Iberdrola
- Dassault Aviation
RSI14-Wert unter 30 + Letzter Handelstag im Plus
- Enel
- Fielmann
- Adler
- Beiersdorf
- Traton
- Just Eat Takeaway
- EuroCommercial
- Acciones Iberdrola
- Endessa
- Esprinet
RSI14-Strategie zum Shorten von Aktien
Was tun, wenn die Märkte bullish sind und der Trend nach oben geht? Den Trend reiten oder auf dem Höhepunkt shorten und auf Rücksetzer spekulieren?
Grundsätzlich empfehlen Börsen-Experten, dass man immer mit dem Trend geht und nicht dagegen setzt. Das mag in der Summe richtig sein. Gilt das aber auch, wenn wir uns in einer Blase bewegen, die zu platzen droht? Dann rennt der Trend sehenden Auges ins Messer.
Testen wir das einfach mal an einem Beispiel der Eventim Aktie. Warum Eventim? Kaum ein anderes Unternehmen hatte so an Corona zu leiden wie der Eventveranstalter. Dennoch war die Eventim Aktie mehr auf einem Aufwärtstrend als man denken würde.
Passt das zusammen? In meinen Augen nicht, deswegen habe ich die Eventim Aktie des öfteren geshortet, obwohl sie sich in einem Aufwärtstrend befand. Mit Hilfe der RSI14-Werte schauen wir, ob man damit langfristig Gewinn machen kann.
Das waren die Short-Trades der CTS Eventim Aktie mit einem Einstieg, wenn der RSI14-Wert unter 70 gesunken ist und Ausstieg, wenn man mindestens 1.5% Gewinn und maximal 1.5% Verlust gemacht hat oder an einem Tag einen Verlust von mehr als 1% hinnehmen musste.
- 10.6.21: +5.61% (RSI73) Aufwärtstrend
- 22.2.21: -1.71% (RSI70) Auf
- 18.11.20: +1.89% (RSI70) Auf
- 10.11.20: -3.87% (RSI77) Auf
- 17.9.20: +3.45% (RSI70) Auf
- 10.9.20: -2.72% (RSI78) Auf
- 10.1.20: -2.24% (RSI72) Auf
- 18.10.19: -2.92% (RSI73) Auf
- 27.8.19: +3.55% (RSI77) Auf
- 31.7.19: -4.40% (RSI78) Auf
- 9.5.19: -1.92% (RSI85) Auf *)
- 22.2.19: -3.56% (RSI77) Auf
- 28.5.18: -3.38% (RSI70) Auf
- 4.12.17: +4.06% (RSI80) Auf
- 6.6.17: -2.26% (RSI74) Auf
- 29.3.17: -3.77% (RSI73) Auf
- 2.3.17: -2.23% (RSI75) Auf
- 30.1.17: -6.45% (RSI76) Auf
- 5.11.15: -1.63% (RSI70) auf
- 28.10.15: -2.36% (RSI72) auf
- 25.3.15: -2.22% (RSI71) auf
- 17.3.15: -3.35% (RSI71) auf
- 23.2.15: -3.99% (RSI74) auf
- 01.12.14: -2.40% (RSI80) auf
- 23.9.14: +3.60% (RSI73) auf
- 2.4.14: +2.49% (RSI75) auf
- 26 Trades
- Gesamt: -32.72%
- Rendite: -1.25% / Trade
Damit können wir die bisherige Strategie in die Tonne treten… oder? Zumindest müssen wir sie modifizieren. Und da bietet Trade #11 eine interessante Erkenntnis:
*) Trade #11: Ein besonders interessantes Beispiel wäre der höchste RSI14-Wert von 85 der CTS Eventim Aktie Anfang Mai 2019 gewesen. Mit einem Ausstieg bei über der Verlustgrenze von 1.5% hätten wir hier einen Verlust von -1.92% gemacht. Hätten wir hier eine größere Schmerzgrenze gehabt (z.b. 2.5% oder 3%), hätte sich der Trade extrem positiv entwickelt mit mindestens 10% Gewinn. Dieser Unterschied wirft die Frage auf:
Ist es sinnvoll die Schmerzgrenze von 1.5% auf 2% oder sogar 3% zu erhöhen um bei volatilen Phasen nicht zu früh aus dem Markt zu gehen?
Wir spielen verschiedene Einstiegspunkte mit einer Toleranz von mehr als 2% durch.
- Einstieg direkt bei RSI85 mit 12.65% Gewinn bis zum Ausstieg am 6. Juni 2019
- Einstieg bei fallendem RSI mit 12.26% Gewinn.
- Standard-Einstieg unter RSI70 mit 10.27% Gewinn (blaues Feld)
Gegen das Einsteigen bei fallendem RSI spricht folgendes Beispiel:
Hier hat der RSI14-Wert nie die überkaufte Zone über 70 verlassen, obwohl er immer kurzzeitig ein wenig gesunken ist. Wäre man bei sinkenden RSI-Werten über 70 eingestiegen, hätte man in dieser Phase drei Verluste eingefahren, die sich auf 8.87% summiert hätten, ehe der vierte Trade mit +3.45% endlich Gewinn gebracht hätte.
Die Alternativen sind:
- Höhere Schmerzgrenze bei Verlusten auf -2.50% setzen
- höheren RSI-Wert als Einstieg definieren (ab 80)
Schmerzgrenze bei Verlust-Ausstiegen auf -2.50%
So ändern sich die Ergebnisse der Eventim-Trades, wenn man statt bei 1.50% Verlust erst bei mindestens -2.50% Verlust aussteigt:
- 10.6.21: +5.61% (RSI73) Aufwärtstrend
- 22.2.21: -3.4%
-1.71%(RSI70) Auf - 18.11.20: +1.89% (RSI70) Auf
- 10.11.20: -3.87% (RSI77) Auf
17.9.20: +3.45% (RSI70) Auf- 10.9.20: +2.60%
-2.72%(RSI78) Auf - 10.1.20: -3.80
-2.24%(RSI72) Auf - 18.10.19: -2.92% (RSI73) Auf
- 27.8.19: +3.55% (RSI77) Auf
- 31.7.19: -4.40% (RSI78) Auf
- 9.5.19: +10.30%
-1.92%(RSI85) Auf - 22.2.19: -3.56% (RSI77) Auf
- 28.5.18: -3.38% (RSI70) Auf
- 4.12.17: +4.06% (RSI80) Auf
- 6.6.17: +5.3%
-2.26%(RSI74) Auf - 29.3.17: -3.77% (RSI73) Auf
- 2.3.17: -4.15%
-2.23%(RSI75) Auf - 30.1.17: -6.45% (RSI76) Auf
5.11.15: -1.63% (RSI70) auf- 28.10.15: +6.75%
-2.36%(RSI72) auf *) - 25.3.15: -2.96%
-2.22%(RSI71) auf - 17.3.15: -3.35% (RSI71) auf
- 23.2.15: -3.99% (RSI74) auf
- 01.12.14: +2.73%
-2.40%(RSI80) auf - 23.9.14: +3.60% (RSI73) auf
- 2.4.14: +2.49% (RSI75) auf
*) Hier bei Trade20 wäre eine Schmerzgrenze von mehr als 2.60% nötig gewesen, was angesichts einer gewissen Toleranz wahrscheinlich nicht zu einem Ausstieg geführt hätte. Hier wäre das Risiko mit einem Gewinn von +6.75% belohnt worden. Zusätzlich wäre der Trade #19 nicht nötig gewesen, da dieser sich im Zeitraum von Trade 20 befunden hätte.
- 24 Trades
- Gesamt: -1,12%
- Rendite: -0,04% / Trade
Mit einer Erweiterung der Toleranzgrenze bei Verlusten können wir den Verlust reduzieren. Allerdings sind wir nach wie vor nicht rentabel, so dass wir uns die zweite Option anschauen und bei einem RSI14-Wert über 80 als Kaufsignal definieren und die Aktie shorten, wenn der RSI14-Wert wieder unter 70 fällt.
Das wäre allerdings nur zwei Mal in Frage gekommen bei Trade #11, #14 und #24.
Diese drei Trades waren mit einer Toleranz von 2.50% alle profitabel mit einer Gesamtrendite von 17.09% und 5.69% pro Trade.
- 3 Trades
- Gesamt: 17.09%
- Rendite: +5.69% pro Trade
RSI über 80 direkt Shorten
Jetzt lassen wir bei diesen 3 Trades noch den Einstieg erst unter 70 weg, sondern shorten eine Aktie direkt, wenn der RSI14-Wert 80 oder mehr erreicht.
- 9.5.19: +12.70%
+10.30%(RSI85) Auf - 4.12.17: +6.00 %
+4.06%(RSI80) Auf - 01.12.14: +5.10%
+2.73%(RSI80) auf
Wir können damit unsere Wert nochmal gewaltig steigern!
- 3 Trades
- Gesamt: 23.80%
- Rendite: 7,93% pro Trade
Und so wird eine hochprofitable RSI-Strategie daraus:
- Wir suchen nach Aktien, deren RSI14-Wert 80 oder mehr beträgt.
- Wir shorten diese Aktien mit einem Knock-Out-Zertifikate mit Hebel 10.
- Wir wollen mindestens 2% Gewinn (die Aktie muss 2% fallen)
- Erreichen wir die Gewinnzone steigen wir aus, wenn der Verlust an einem Tag mehr als 1% des Vortages beträgt.
- Unsere Verlust-Grenze liegt zwischen 2,5 und 3% Verlust
Aktien, die aktuell in unser Raster fallen sind hauptsächlich Energie-Aktien. Hier sollte man allerdings vorsichtig sein, da das aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage noch länger anhalten kann. Ich klammere deswegen alle Energie versorgen aus und komme auf folgende Aktien mit einem RSI14-Wert über 80:
- OCI (Holland / Chemie)
- EutelSat (Frankreich)
- OVS (Italien / Kleidung)
- Kutahya Porselen (Türkei / Möbel)
- Augean (England / Industrie)
- Flight Centre Travel Group
- Helloworld Travel
Blöderweise bieten weder Trade Republic noch Onvista zu diesen Aktien Short-Zertifikate an.
Hier muss man wohl warten, bis große europäische Aktien über einen RSI-Wert von 80 steigen. Denn amerikanische Aktien kann man bei den meisten Anbietern ebenfalls nicht mit Knock-Out-Zertifikaten shorten.
RSI2-Strategie 90/10 (2-Perioden) von Larry Connors
Diese RSI-Handelsstrategie wurde von Larry Connors entwickelt und zielt darauf ab, Zeiträume zu finden, in denen der kurzfristige Trend innerhalb eines allgemeinen Preisaufwärtstrends stark überverkauft ist oder in denen der kurzfristige Trend innerhalb eines allgemeinen Abwärtstrends stark überkauft ist.
Da er für Einstiegspunkte innerhalb eines Trends gedacht ist, verwendet Connors einen viel empfindlicheren unteren Zeitrahmen – 2 Perioden auf dem RSI.
Da der Zeitrahmen von 2 Perioden so kurz ist, versucht Connors falsche Signale mit RSI-Werten über 90 bzw. unter 10 herauszufiltern.
Dazu nutzt man den 200-Perioden-Durchschnitt (SMA) als Trendindikator. Wie bei den meisten Trading-Strategien gilt:
Folge immer dem Trend!
Wenn der Kurs über der SMA200-Linie liegt, bedeutet das einen steigenden Trend. In diesem Fall sollte man nach Kaufsignalen (einem niedrigen RSI unter 10) Ausschau halten.
Wenn der Kurs unter der SMA200-Linie liegt, sollte man nur nach Short-Möglichkeiten bei überkauften Aktien suchen mit einem sehr hohen RSI von über 90.
KEIN AUSSTIEG DEFINIERT!
Leider hat Connors in seiner Strategie keinen Ausstieg (Stop-Loss) oder ein Gewinn-Ziel definiert. So musste ich bei Tradingview selbst experimentieren, um das richtige Chancen-Risiko-Verhältnis für meine Aktien zu finden.
Da ich überwiegend im deutschen Raum unterwegs bin, habe ich die Einstellungen erstmal nur auf Dax-Aktien getestet.
Hier komme ich zu dem Ergebnis, dass die RSI-Strategie mit 90/10 und einer Periode von 2 am besten mit einem Gewinnziel von 3% und einem Verlust-Risiko von 2% funktioniert.
Natürlich sind das Stichproben und jeder muss hier seine eigenen Werte finden. Das Verhältnis 3:2 gefällt mir aber ganz gut, weil es sich hierbei um den goldenen Schnitt handelt! Zufall!? Wahrscheinlich nicht 🙂 Also nicht gierig werden! 3% gehebelt mit einem Knock-Out-Zertifikat ergibt einen Gewinn von 30%, während der 20%ige-Verlust nicht weiter tragisch ins Gewicht fällt, wenn man mehr dieser Trades gewinnt als verliert.
Wenn man zu gierig wird und ein höheres Ziel ausgibt, z.B. 5% schmälert das die Rendite.
- Das Ziel wird seltener erreicht
- Der Zeitraum bis zum Ziel ist viel länger
- Das sorgt für höhere Gebühren (bei Open-End Knock-Out-Zertifikaten)
Erklärung mit Beispiel: RSI2-Strategie 90/10 (Volkswagen-Aktie)
Ich zeige die RSI-Strategie am Beispiel der Volskwagen-Aktie.
Zur oben genannten Strategie nutze ich in der Chart-Ansicht die Haikin-Ashi-Kerzen, da diese eine bessere Einschätzung der Käufer und Verkäufer zulassen und kurzfristige Kursschwankungen ausgleichen. Damit hat man ein ruhigeres Chartbild und verfällt nicht gleich in Panik, wenn es im Tagesverlauf mal rauf und runter geht.
So sieht das Ganze aus:
Wichtig: Die Linie uner den Kerzen ist die SMA200-Linie für den gleitenden 200-Tages-Durchschnitt des Kurses. Der Kurs sollte immer darüber liegen und die Linie nach oben verlaufen, damit wir überhaupt aktiv werden in einem steigenden Trend.
Wir gehen das Bild oben von links nach rechts durch. Achte dabei auf die gelben Markierungen und die Zahlen von 1 bis 5.
- Am 5. Januar 2021 fällt der RSI unter 10. eigentlich ein Kaufsignal. Da aber der Aktienkurs von Volkswagen weiter fällt, greife ich nicht ins fallende Messer, sondern warte, bis es wieder aufwärts geht. Dieses erste Kaufsignal ignoriere ich also wegen der fehlenden Kursbewegung nach oben.
- Am 11. und 12. Januar unterschreitet der RSI erneut die 10 Punkte. Jetzt reagiert auch der Kurs [2] und ändert nach einem Kreuz seine Richtung. Ich würde hier also am Tag des steigenden Kurses am 14. Januar beim Stand von ungefähr 150 Euro einsteigen und ein Knock-Out-Zertifikat auf einen steigenden Kurs der VW-Aktie kaufen. Ich wähle dabei in der Regel einen Hebel von 10, da das meiner Erfahrung nach das beste Chancen-Risiko-Verhältnis bietet.
- Der Kurs entwickelt sich positiv und bereits nach vier Handelstagen am 20. Januar haben wir das Ziel von 3% Gewinn erreicht. Da der Kurs aber weiter steigt, wäre es gerade zu dumm jetzt schon zu verkaufen. Wir setzen einfach einen Stop-Loss auf der 3%-Gewinn-Linie und ziehen diesen jeden Tag am unteren Ende der Haiki-Ashi-Tageskerze nach.
- Am 25. Januar sehen wir einen Strich unter der Kerze (Vig). Das bedeutet, dass Verkäufer in den Markt kommen und sich der Kurs nach unten bewegen könnte, wenn diese die Überhand gewinnen.
- Am Tag darauf gibt es nach 8 grünen Kerzen in Folge erstmals wieder eine rote Kerze. Allerdings ist diese noch sehr klein, so dass unser nachgezogener Stop-Loss unterhalb der letzten grünen Kerze nicht ausgelöst wird. Erst am 28. Januar sinkt der Kurs der VW-Aktie am Tagesende unter den Stop-Loss.
Wir beenden die kurze Rallye der Volkswagen-Aktie nach genau 2 Wochen mit 7.42%. Das ist mehr als doppelt soviel wie die ursprünglich eingeplanten 3%. Mit einem Hebelzertifikat wären das sogar 74,2% Gewinn in 2 Wochen.
Die Kosten für das Zertifikat belaufen sich hingegen nur auf 2 Euro bei Traderepublic. Die Haltekosten würden mit einem Zertifikat mit begrenzter Laufzeit auf ein bis drei Monate wegfallen. Kauft man ein Open-End (endlos) Zertifikat fallen je nach Investitionshöhe sehr hohe jährliche Gebühren an. Als Faustregel kann man sagen, dass es pro 1000 Euro Investition auf ca. 1 Euro pro Tag hinausläuft.
Diese Haltekosten entfallen bei einem Zertifikat mit festgelegtem Ablauf. Da wird diese Zertifikate nur wenige Wochen (wie hier nur 2 Wochen) halten, macht es Sinn nach Zertifikaten mit einer Fälligkeit in drei oder sechs Monaten zu suchen.
Vom Beispiel zur RSI2-Strategie
Das ist nur ein beliebig gewähltes Beispiel. Es kann natürlich auch ganz anders laufen und der Einsatz ist verloren.
Deswegen schauen wir alle möglichen Kaufsignale der VW-Aktie im Jahr 2021 an und berechnen, wie sich unsere RSI-Strategie geschlagen hätte. Wir verwenden dazu einen Standard-Wert von 1000 Euro, den wir immer investieren.
- 2.2. – 26.2.: +7.36%
- 16.2. – 21.4.: -2.17%
- 14.5. – 8.6.: +13.39%
- 14.6. – 16.6.: -2.13%
- 22.6. – 25.6.: -2.13%
- 9.7. – 15.7.: 3.64%
- 21.7. – 17.8.: -2.08%
- 24.8. – 31.8.: +2.50% (noch nicht geschlossen)
Insgesamt: +15.88% Gewinn + 2.50% + X (wenn sich dieser Trade noch positiver entwickelt)
Es gab also im Jahr 2021 insgesamt 8 Käufe der VW-Aktie.
Davon waren bisher 4 profitabel, während die anderen 4 mit einem Verlust von rund 2% geschlossen wurden.
In der Summe waren die profitablen Käufe allerdings wesentlich erfolgreicher, weil wir hier die Gewinne laufen gelassen haben.
Mit einem Gewinn von +15% (+x) kann man zufrieden sein.
Problem mit der RSI2-Strategie
Der Haken an der Sache ist aber: Die VW-Aktie ist im Jahr 2021 um ganze 33% gestiegen.
Hätte man also am Anfang des Jahres VW-Aktien gekauft (oder sogar noch ein Hebelzertifikat mit einer Laufzeit von 6 bis 12 Monaten), hätte man sich den ganzen Trading Aufwand direkt sparen können.
Das liegt daran, dass VW (wie viele andere Aktien) 2021 ein extrem gutes Jahr im Vergleich zum Vorjahr 2020 hingelegt haben.
Das muss aber nicht heißen, dass die RSI-Strategie grundsätzlich schlechter oder besser performt als der entsprechende Aktien-Wert selbst.
Deswegen schauen wir, ob es bei einer Aktie funktioniert hätte, die nicht so viel Gewinn gemacht hat wie VW.
RSI2-Strategie Test am Beispiel der BASF-Aktie
Wir testen die RSI-Strategie am Beispiel der BASF-Aktie.
Am 4. Januar 2021 betrug der Kurs der BASF-Aktie 64,89 Euro.
Seitdem hat sich die Aktie kaum verändert und liegt am 31.8.2021 bei 65,50 Euro.
Die BASF-Aktie hat also seit Jahresbeginn 2021 gerade mal 1% Gewinn gemacht. 0,94% um genau zu sein.
Hier kommen wir ebenfalls auf 8 Kaufsignale:
- 1.-12.2.: +3,74%
- 2.- 15.3.: +4.70%
- 18. – 22.3.: -2.13%
- 25.3. – 30.4.: -2.17%
- 5. – 19.5.: -2.11%
- 28.5. – 17.6.: -2.11%
- 22.6. – 14.7.: +3.01%
- 21.7. – 17.8.: +3.34%
Insgesamt: +6,27%
In diesem Beispiel hätten wir mit einer einmal Investition von 1000 Euro am Jahresanfang 10 Euro Gewinn gemacht.
Mit der RSI-Strategie hätten wir mit Investitionen von jeweils 1000 Euro pro Position einen Gewinn von 62,70 Euro gemacht.
Bei der BASF-Aktie schneidet die RSI-Strategie also um 527% besser ab als das Kaufen der Einzelaktie.
RSI2-Strategie auf DAX-Aktien
Wenden wir die RSI-Strategie mal auf alle DAX-Aktien an. Also die 30 Werte, die am 9.9.2021 den Deutschen Aktien Index bilden.
Dazu schauen wir bei jeder Aktie, wie der letzte Trade verlaufen wäre, wenn man bei einer steigenden SMA200-Linieund einem RSI unter 10 kauft, sobald wieder ein Tag im Plus abgeschlossen wurde.
Als Gewinn-Limit setzen wir 3%. Wird das erreicht, ziehen wir das Stop-Limit auf das Vortagestief.
Als Stop-Loss bei Verlusten setzen wir -2%. Werden die -2% am Tagesende unterschritten, wird die Position verkauft.
Das sind die Ergebnisse für die ersten 8 analysierten DAX-Aktien im Überblick:
Gesamtgewinn: +19,15%
Mit Knock-Out-Zertifikat mit Hebel 10: +191,50%
4 Trades waren profitabel, 4 Trades machten Minus.
3 Aktien wurden am heutigen 9.9. nach einem Einbruch des DAX beim unteren Limit von -2% ausgebremst.
So starke Kursbewegungen sind selten und knallen rein, wenn man gerade eine Investition am Laufen hat.
Die vier Gewinner waren allerdings wesentlich profitabler als die vier Verlierer, die beim Limit ausgebremst wurden.
SAP -2,9%
- Letztes RSI2-Signal <10: 25.9.2020
- Ende am 20.10.2020 mit -2.90%
Siemens: +3,05%
- Signal: 25.8.2021
- Ende: 8.9.2021
- +3,05%
Merck +18,20%
- Signal: 21.07.21
- Ende:25.8.21
- +18,20%
Deutsche Telekom +5,75%
- Signal: 2.8.21
- Kauf: 5.8.21
- Ende am 26.8.21
Allianz -2,35%
- Signal: 19.8.21
- Kauf: 24.8.21
- Ende: 9.9.21
Daimler -3,10%
- Signal: 20.08.2021
- Kauf: 24.08.2021
- Ende: 9.9.2021
Deutsche Post +2,6%
- Signal: 11.8.21
- Kauf: 13.8.21
- Ende: 26.8.21
BASF -2,10%
- Signal: 20.8.21
- Kauf: 24.8.21
- Ende: 9.9.21
FAZIT ZUR RSI2-STRATEGIE
Diese zwei (zugegeben) willkürlich gewählten Beispiele zeigen, dass die RSI-Strategie Vorteile und Nachteile hat. In steigenden Märkten oder bei Aktien, die sich sowieso positiv entwickeln, kann man mit dem Kauf von Einzelaktien im Prinzip nichts falsch machen. Der langfristige Anlage-Horizont sorgt dafür, dass man irgendwann Gewinn macht.
In schwierigen Zeiten oder bei volatilen Aktien, die sich insgesamt nicht so positiv entwickeln, kann man von der RSI-Strategie profitieren, während ein falscher Einstieg in eine teure Aktie Kapital bindet und zu Verlusten führen kann.
Diese zwei Beispiele sind kein Beweis dafür, dass diese RSI-Strategie langfristig profitabel ist.
Dafür muss man noch viele weitere Aktien untersuchen.
Grundsätzlich bin ich aber von der RSI-Strategie überzeugt und bevorzuge das kurzfristige Investieren mit einem guten Chancen-Risiko-Verhältnis gegenüber dem Kauf von langfristig gehaltenen Einzelaktien. Ich setze lieber den Großteil meines Kapitals in ETFs, die mit monatlichen Sparplänen ausgeführt werden. Als Ergänzung dazu gehe ich mit einem Anteil von 10% des Gesamtportfolios ein höheres Risiko mit kurzfristigen Hebelzertifikaten. Hier ist die RSI-Strategie ein nützliches Instrument, um bessere Kauf- und Verkauf-Entscheidungen zu treffen.
WELCHE AKTIEN KOMMEN AKTUELL FÜR DIE RSI2-STRATEGIE IN FRAGE?
Dazu nutze ich den Aktienscreener von Tradingview. Da man dort nicht nach einem RSI von 2 suchen kann, stelle den RSI7 auf 55. Denn Aktien mit RSI2 unter 10 können durch aus einen hohen RSI7-Wert haben. So kriegt man nicht alle Aktien mit niedrigem RSI2, aber einen Großteil.
Außerdem lasse ich nur Aktien mit einen Handelsvolumen von mehr als 50K anzeigen.
Ich speichere aber die Einstellungen im Aktien-Screener, so dass ich jeden Tag alle potentiellen Kandidaten auf einem Blick habe und diese relativ schnell nach den oben genannten Kriterien überprüfen kann.
- oberhalb der SMA200-Linie
- RI2 unter 10
So komme ich auf aktuell folgende Aktien in Frage:
- Adidas RSI7 44 / RSI2: 7
- Münchner Rück RSI 7 55 | RSI2: 2
- Deutsche Telekom RSI7: 52 | RSI2: 1,2
- Aurubis (MDAX) RSI7: 36 | RSI2: 9
- Hochtief (MDAX) RSI7: 48 | RSI2: 6
- Lufthansa (MDAX) RSI7: 23 | RSI2: 5
- Telefonica (MDAX) RSI7: 53 | RSI2: 4
- Puma (MDAX) RSI7: 51 | RSI2: 4
- Hello Fresh RSI7: 65 | RSI2: 5
- Hannover Rück RSI7: 72 | RSI2: 5
Bei diesen Aktien warte ich die nächsten Tage, ob sich eine grüne Kerze als Zeichen für einen Kursanstieg am Tagesende gebildet hat.
Update zur RSI2-Strategie
Ich habe mir ein Musterdepot mit Aktien erstellt, die beim Indikator RSI2 einen Wert unter 10 hatten nd mit einer grünen Kerze eine Trendwende ankündigen. Dieses Depot war nach einer Woche ca. -3% im Minus. Ich bin daher nicht davon überzeugt, dass RSI2 die beste Wahl einer RSI-Strategie ist.
Das ist alles meine eigene Herangehensweise und keine Kaufempfehlung!
Ich hoffe die RSI-Strategie war interessant für dich! Wenn du mehr zur RSI-Strategie erfahren willst, abonniere einfach unseren Newsletter und folge Trendbetter auf YouTube!
Radek Vegas ist ein erfahrener Autor, der ein Studium in Germanistik absolviert und als Videoproduzent gearbeitet hat. Seit einem Jahrzehnt widmet er sich intensiv dem Online-Marketing und hat zu zahlreichen seiner Hobbys Webseiten und YouTube-Kanäle erstellt. Im Jahr 2020 begann er, sich im Bereich Finanzen weiterzubilden, und gründete die Webseite Trendbetter.de sowie den dazugehörigen YouTube-Kanal. Sein Ziel ist es, seine Erkenntnisse gebündelt an einem Ort zu sammeln, um anderen dabei zu helfen, von seinem Wissen zu profitieren.
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